I m Herbst 1974 beobachtete Diethelm Meyer aus Rohrberg, Mitglied der Arbeitsgruppe, 2 km südlich seines Heimatortes in zwei ausgehobenen Gasleitungsgräben mehrere schwarze Verfärbungen mittelalterlicher Hausgruben. Da die Gräben nach dem Verlegen der Leitungen wieder verfüllt werden sollten, erfolgte eine sofortige Ausgrabung in der Zeit von Oktober 1974 bis Januar 1975. Die Schüler der Arbeitsgemeinschaft »Junge Historiker« von Stöckheim konnten während der Schulzeit nur zeitweise an den Grabungen teilnehmen. So halfen viele ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger und der Jugendklub des Danneil-Museums Salzwedel unter der Leitung von Peter Fischer bei den Untersuchungen, die dann im Sommer 1976 etwas südlich dieser Fundstelle fortgesetzt wurden.
Der bis dahin unbekannte Fundplatz liegt zwischen den Dörfern Ahlum, Rohrberg und Tangeln am Südhang des Steinkammerberges, an dessen Nordhang bis zum 19. Jh. mehrere Großsteingräber standen. Südlich der Siedlung schließt sich ein teichartig verbreitertes Gewässer an: der Soll.
In beiden parallel verlaufenden Gräben waren auf 6om Länge fünf Hausgruben angeschnitten, sodass man ihren rechteckigen Grundriss noch gut erkennen konnte: Haus I: 5 m x mind. 3,65 m, Tiefe 1,1o m; Haus Ia: 3,o5 m x 5,oo m, Tiefe 1,oo m; Haus II: 4,6o m x 3,9o m, Tiefe o,7o m; Haus III: 4,2o m x 3,2o m, Tiefe 1,1o m; Haus IV: 4,25 m x 2,45 m, Tiefe 1,1o m.
In allen Häusern waren noch die Reste der Kuppelöfen in jeweils gleicher Konstruktionsweise vorhanden. Die Ausrichtung war jedoch unterschiedlich: Bei vier Häusern lag die Ofenstelle in einer Ecke der östlichen Schmalseite, im Haus III in der Nordwestecke. Die eigentliche Feuerstelle befand sich auf dem gewachsenen Boden und war mit einer Konstruktion größerer Steine mit Feuerloch umgeben, die jeweils die übrige Konstruktion des Kuppelofens trugen. Diese Kuppel bestand aus kleinen Feldsteinen, die zurechtgeschlagen waren und durch Feuereinwirkung gerötet oder geschwärzt und mürbe waren. Ähnliche Konstruktionen fanden sich in den Grubenhäusern von Hohendolsleben, jedoch lagen hier alle Öfen in der Nordwestecke der Häuser.
»Als vorherrschender Haustyp war ein ausgesprochenes Rechteckhaus von etwa 2,6 bis 2,8m Breite und unterschiedlicher Länge von 3,8 bis 4,8 m mit jeweils drei Pfosten an den Stirnseiten und Satteldach erkennbar. Lediglich Haus I war breiter« (Schneider 1977).
Aus den Hausgruben stammen zahlreiche Keramikscherben. Ackerschicht und Ackeroberfläche erbrachten nur wenige sehr kleine Scherben, so dass eine Flurbegehung nicht zur Entdeckung des Fundplatzes geführt hätte. Unter der Ackerkrume fehlte auch eine Kulturschicht der Siedlung. Die Scherben waren fast alle unverziert, so dass die Anzahl der verzierten Stücke unter 1 % lag. Es treten Wellenbänder in Kammstrichtechnik, auch in Kombination mit waagerechten Linienbändern auf. »Die aus Haus I, Planum 1, Quadrat 4–5 B zusammengestellten Randstücke gehören zum großen Teil zu einer leicht gekehlten Form. Daneben gibt es verschiedene Trichterränder, die z. T. nur als kurze Lippe über der fast stets gebauchten Schulter erscheinen, aber auch gerade auslaufende Ränder« (Schneider 1977). Damit entspricht die Keramik eindeutig der sächsischen Ware.
Neben Schlacke, Eisenresten, Hüttenlehm und anderen Lehmresten stammen aus den einzelnen Hausgruben folgende Funde:
Haus I: 1o Webgewichte, 2 Spinnwirtel, 2 Knochenpfrieme, 1 Eisenpfriem;
Haus Ia: 12 Webgewichte, 1 Eisenmesser, 1 Mahlstein, 1 geschliffener Stein;
Haus II: 1 Wandstück aus gebranntem Lehm;
Haus III: 1o Webgewichte;
Haus IV: 11 Webgewichte, 1 Kugeltopf.
Diese Funde deuten klar auf die Nutzung der Grubenhäuser hin: Sowohl Webgewichte als auch Spinnwirtel dienen der Textilherstellung. Die zu beheizenden eingetieften Häuser wurden wahrscheinlich für handwerkliche Arbeiten im Winter genutzt.
Die Ausgrabung 1976 führte zur Entdeckung weiterer Häuser. Eisenschlackefunde weisen auf die Verarbeitung von Eisen vor Ort hin. Gleichzeitig konnte durch die großflächige Grabung nachgewiesen werden, dass sich die Siedlung sowohl nach Norden zur Kuppe als auch nach Süden zum Soll noch weiter erstreckte.
Im Dezember 1982 wurde parallel dazu eine neue Erdgastrasse verlegt, die vier Gruben – aus denen 46 unverzierte Scherben, ein Eisenmesserfragment, Schlacke und gebrannter Lehm stammen – und wiederum ein Grubenhaus anschnitt. Letzteres (4,8 m x 3,6 m) war ein Acht-Pfosten-Bau mit drei Pfosten an den Längswänden und jeweils einem als Firstpfosten an den Schmalseiten. Auch hier bestand der Kuppelofen aus zerschlagenen Rollsteinen direkt auf dem Boden in der Nordostecke des Hauses. Insgesamt fanden sich 28o Scherben in der Grubenverfärbung: 24 unverzierte Randscherben, 254 unverzierte Wandungsscherben, eine unverzierte Bodenscherbe. Nur eine Wandungsscherbe zierte ein Wellenband in Kammstrichtechnik.