Kläden
Dahrendorf

Hohendolsleben


2004 - 2013

D ie Grabungsfläche grenzt unmittelbar an eine seit ca. 1975 nicht mehr genutzte Kiesgrube. Während des Kiesabbaus stellte Ernst Niemann vom Danneil-Museum Salzwedel 1971 bei einer Begehung grubenartige Verfärbungen in der Nordwestwand fest. Nach einer gemeinsamen Besichtigung mit Hartmut Bock wurde vereinbart, die Gruben nach Fundmaterial zu untersuchen. Dabei kamen viele Scherben und eine verzierte Geweihscheibe zum Vorschein. Lothar Mittag konnte im Museum die Gefäßscherben zu zwei frühen Kugeltöpfen zusammenfügen, die die Fundstelle in das 11. Jh. datieren.

2oo3/o4 fanden sich bei Begehungen von Vereinsmitgliedern und Dr. Rosemarie Leineweber an der Westseite der zugewachsenen Grube erneut durch Sandabbau freigelegte Befunde, die zu einer Ausgrabung durch unseren Verein führten. Es wurden insgesamt ca. 8oo Quadratmeter Fläche untersucht, auf der sich besonders das bereits bekannte mittelalterliche Dorf mit fünf (davon zwei mehrphasigen) Grubenhäusern befand. Dazu gehörte ein größeres ebenerdiges Pfostenhaus sowie ein kleines Backhaus. Die in den Gebäuden geborgene sächsische Keramik datiert in die Zeit vom 7.–12.Jh. Die Grubenhäuser hatten eine durchschnittliche Größe von 3,5 m x 5,5 m und gehörten unterschiedlichen Siedlungsphasen an. In allen Hausgruben fanden sich Reste von Kuppelöfen, die in der Nordwestecke der Gebäude lagen und den Öfen von Wallstawe, Rohrberg, Wismar (Lüdelsen) und Vitzke ähnelten. Aus den Hausgruben stammen außer der meist unverzierten (meist Kammstrich als Wellenband) auch Metallgegenstände aus Eisen, z. B. in Haus 1 ein Schlüssel, zwei Messer und eine Hespen-Haken-Konstruktion für eine Tür. In fast jeder Hausgrube lagen Webgewichte, in Haus 2 wurde ein Webstuhl nachgewiesen.

Die Grubenhäuser bilden in ihren Grundrissen ein halbrundes, nach Westen offenes Oval. Das erweckt den Eindruck, als ob die Grubenhäuser als Arbeits- und Winterhäuser im Siedlungszentrum lagen und die ebenerdigen Wohnhäuser dahinter oder daneben ihren Platz hatten. Die Zugehörigkeit der 193 Pfosten war auf der gesamten Fläche schwer auszumachen, da sich herausstellte, dass dieser Siedlungsplatz zumindest seit der Bronzezeit bewohnt wurde.
Einzelfunde stammen aus dem Paläolithikum (zwei Feuersteinartefakte) und dem Neolithikum (Scherben eines Gefäßes der Einzelgrabkultur/Schnurkeramik). 16 Feuerstellen, Öfen und Herde zwischen den mittelalterlichen Grubenhäusern und 13o Vorratsgruben bzw. andere Gruben konnten teilweise der frühmittelalterlichen Besiedlung, teils anderen Siedlungszeiträumen zugeordnet werden. In die Völkerwanderungszeit datiert ebenfalls ein Grubenhaus. 2o11 konnte zwischen den Häusern 5 und 6 eine frühmittelalterliche Baumsargbestattung mit einem Eisenmesser in Hüfthöhe freigelegt werden.

Die Besiedelung der untersuchten Fläche endet anhand der Keramikfunde (bräunliche Kugeltopfscherben) in der Mitte des 12. Jh. Nun ergab sich die Frage, ob das nur ca. 2oo– 3oo m entfernte Rundlingsdorf Hohendolsleben, das im 13. Jh. erstmals urkundlich erwähnt wird, der neue Siedlungsplatz dieser Menschen wurde. Um dies zu klären, wurde auf einer Hofstelle des Rundlings ein Suchschnitt angelegt. Vereinsmitglied Prof. Dr. Wolfgang Meibayer bestärkte uns bei dem Entschluss, weil er die Anlage der Rundlinge im 12. Jh. vermutete und an einer archäologischen Bestätigung dieser Datierung für Hohendolsleben interessiert war.

Da von der Ortslage mit seinen Gebäuden 1848 eine Zeichnung auf der Separationskarte angefertigt wurde, der Dorfkern 1949 abbrannte und teilweise nicht wieder bebaut wurde, konnte 2oo6 eine geomagnetische Untersuchung des Geländes durch G. Virkus (LDA) erfolgen. Die dabei aufgetretenen Anomalien sollten mit der Separationskarte verglichen und durch Grabungsergebnisse bestätigt werden. So begannen im Sommer 2oo8 die Untersuchungen mit tatkräftiger Unterstützung durch das Vereinsmitglied Dr. Jens Schneeweiß. 2o11 fanden die Grabungen, die eine Fläche von 73 Quadratmeter erfassten, ihren Abschluss. Sie erbrachten folgende Ergebnisse:

  1. Die Lage der Hausgrundrisse auf der Karte und die Anomalien der Geomagnetik wurden archäologisch bestätigt.
  2. Bauphasen der Vorgängerbauten des 1849 abgebrannten Wohnstallhauses waren nachweisbar, darunter zwei Herdstellen des 13. und 14. Jh.
  3. Die ältesten Keramikfunde glichen der Keramik der letzten Besiedlung des 12. Jh. im »Zieleiz«.

Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die Einwohner des »alten« Dorfes ihren Wohnsitz aufgaben, um in den modernen Rundling umzuziehen, der wahrscheinlich auf Weisung des Grundherren mit zehn Höfen angelegt wurde. Die freien Hofstellen wurden vielleicht von Slawen genutzt, die verschiedenen Ackerfluren slawische Flurnamen gaben: z. B. Zieleiz, Tadeis, Puglack und Priessick. Slawische Keramik fand sich jedoch nicht.

Schlüssel aus Haus 1

Doppelkonischer Spinnwirtel mit Einkerbungen

Rekonstruktion eines Kuppelofens

Rekonstruktion eines Kuppelofens

Grubenhaus mit eingestürzten Kuppelofen in der Nord-West-Ecke

tonnenartiges Webgewicht

tonartiges Webgewicht

mittelalterliche Grube mit zerscherbten Gefäß

Grubenhaus

Zeichnung des Grubenhauses

Schlüssel aus Haus 1

Doppelkonischer Spinnwirtel mit Einkerbungen

Rekonstruktion eines Kuppelofens

Rekonstruktion eines Kuppelofens

Grubenhaus mit eingestürzten Kuppelofen in der Nord-West-Ecke

tonnenartiges Webgewicht

tonartiges Webgewicht

mittelalterliche Grube mit zerscherbten Gefäß

Grubenhaus

Zeichnung des Grubenhauses