Rohrberg
Tangeln

Niedergörne


1974

N achdem im Herbst 1973 das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle vom Bau des geplanten Kernkraftwerkes III (Stendal) in Elbnähe unterrichtet worden war, begannen sofort anhand der Ortsakte Flurbegehungen im relevanten Bereich der Gemarkung und des Dorfes Niedergörne. Denn das gesamte Dorf sollte dem Bau des Atomkraftwerkes zum Opfer fallen. In aller Eile wurden archäologische Ausgrabungen geplant, an denen auch die »Jungen Historiker« aus Stöckheim und Kleinau teilnahmen, um die bereits bekannte slawische Siedlung zu untersuchen. Diese lag zwischen dem Steilufer zur Elbe und dem Dorf Niedergörne am Ende einer breiten, zur Elbe führenden Talung.

Die Grabungsarbeiten waren durch dicht stehende Baumreihen und Wildwuchs erschwert. Um den Siedlungsbereich zu erfassen, wurden mehrere Sondierungsgräben angelegt. Alle Grabenprofile (Gesamtlänge 115m) zeigten ein ähnliches Bild: Sie besaßen eine 5o–8ocm starke Humusschicht mit zahlreichen flachen Grubeneintiefungen, die nicht den bekannten altmärkischen Hausgruben entsprachen. Sie reichten nur ca. 2ocm in den gewachsenen Boden. Eine kleine Probefläche enthielt eine Verfärbung, die sich bei späteren Grabungsarbeiten als Hausfläche mit Ofenrest (Haus 1) erwies.

Weiterhin traten einige Gruben auf. Es zeigten sich auch zahlreiche flache Gräben in Ost-West-Richtung, die in den Steilabhang ohne Abschluss übergingen und parallel zu Haus 1 verliefen. Deren Bedeutung konnte nicht endgültig geklärt werden.

Das Ergebnis der Untersuchungen in diesem Bereich fasste Schneider (1977) zusammen: »Das ältere Dorf (I) hatte am Elbsteilufer auf einer Anhöhe gelegen und war [...] etwa vom 9.–13.Jahrhundert bewohnt worden. Grubenreste lassen auf kleine, eingetiefte Häuser schließen, andere grubenartige Verfärbungen sind noch nicht sicher deutbar. Die Keramik umfasste sowohl die typische altslawische und jungslawische Ware wie auch blaugraue Kugeltopfscherben. Die Lage entspricht dem slawischen Ortsnamen Görne-Höhe.«

An den Ausgrabungen zum jüngeren Dorf, der Dorfkirche und dem Bereich des Gutshauses nahmen die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft nicht mehr teil. Das Dorf Niedergörne ist heute von der Landkarte der Altmark verschwunden, der einstige Standort ist kaum noch auszumachen. Das halb fertiggestellte Atomkraftwerk wurde nach der Wende abgerissen.

Wandungsscherbe mit slawischer Verzierung

Gürtelschnalle aus Eisen

Reste eines frühmittelalterlichen Grubenhauses

Frühstücksrunde der Grabungsteilnehmer

Zeltlager in den Elbniederungen

Grabungssituation

Wandungsscherbe mit slawischer Verzierung

Gürtelschnalle aus Eisen

Reste eines frühmittelalterlichen Grubenhauses

Frühstücksrunde der Grabungsteilnehmer

Zeltlager in den Elbniederungen

Grabungssituation